Publikationen
ISBN
978-3-11-073758-5
DOI (Erstveröffentlichung)
https://doi.org/10.1515/9783110732603-007
DOI (Zweitveröffentlichung)
10.5281/zenodo.10718524
Keywords: Synthesis, Apriorität, Allgemeinheit, Postulate, Mathematik, Kant, Lambert
Abstract: Lambert’s theory of postulates plays a crucial role in the development of Kant’s concept of synthesis. Laywine (2010) has put forward this thesis, which is developed further in this essay. I will first provide some evidence for Lambert’s influence on Kant in general (1). Secondly, I will show that Lambert’s theory of postulates, which involves a radical revision of Wolff’s mathematical method, influenced Kant’s concept of synthesis (2.1). These methodological improvements enabled Kant to find a way to solve the problem of the transcendental deduction of the categories (2.2). Thirdly, I will analyse the extent to which Lambert’s theory of postulates is crucial to his own reform of metaphysics, in particular through his new concept of generality („Allgemeinheit“) (3) and his new concept of the a priori (4). Both innovations are rooted in Lambert’s theory of postulates and shed new light on Kant’s revolution.
ISBN
978-3-11-064591-0
DOI (Erstveröffentlichung)
https://doi.org/10.1515/9783110647761-005
Keywords: Unendliche Urteile, Kants Logik, negative Prädikate, Dialektik, Antinomien, Kant, Lambert
Abstract: Bisher waren sich viele Forscher:innen, die zu Kants Urteilstafel und zur Kantischen Logik insgesamt arbeiteten, nicht ganz sicher, wen Kant mit „den Logikern“ eigentlich meinte, von denen er angibt, die Elementarfunktionen des Denkens in seiner Urteilstafel übernommen zu haben. Ich erweise in diesem Aufsatz anhand der Quelle des unendlichen Urteils, Lamberts Theorie der Termini Infiniti, die Aussage Reinhard Brandts, Lambert sei die „graue Eminenz der Kantischen Logik“ (Brandt 1991:99), als systematisch begründet. Um diesen Nachweis zu führen, rekonstruiere ich Lamberts Theorie der Termini Infiniti aus den über sein gesamtes Hauptwerk verstreuten Erwähnungen. Diese Theorie ist nichts anderes als Lamberts Theorie unendlicher Urteile, in einem noch primär begriffslogischen Kontext. Sie ist die erste ernsthafte Theorie unendlicher Urteile bzw. negativer Prädikate in der Geschichte der Logik überhaupt. Anhand der spezifischen Funktionen negativer Prädikate bei Lambert erweist sich zudem, dass Kants Bestimmungen des unendlichen Urteils definitiv in größter Abhängigkeit zu Lamberts Logik der negativen Prädikate/Begriffe stehen. Damit ist Kants Quelle der für eine Hauptfunktion der Transzendentalen Dialektik und insbesondere für die Antinomienlehre (siehe Ishikawa 1990) erschlossen und in ihren komplexen logischen Funktionsweisen dargestellt.
ISBN
978-3-8260-7577-3
DOI (Zweitveröffentlichung)
10.5281/zenodo.10718772
Abstract: Der Anfang präformiert die Bestimmungen, die aus diesem entwickelt werden können. Die Reflexion auf den Anfang, als ein eigentümliches Merkmal des Systemdenkens der Klassischen Deutschen Philosophie, zeigt sich nicht erst in Kants Kritik der reinen Vernunft, sondern bereits im Novum Organon von Johann Heinrich Lambert. Lambert begegnet der Aporie des Anfangs eines philosophischen Systems mit einer optimistischen Lösung. Eine Lösung, die zugleich ein Indiz dafür liefern kann, dass Lambert das Paradigma des Rationalismus durchbricht und eigene, innovative Wege geht, die als Anfang der Klassischen Deutschen Philosophie verstanden werden können – oder zumindest als deren Vorstufe und Wegbereitung. In der Terminologie der Konstellationsforschung ausgedrückt: Lambert durchbricht den analytischen Denkraum sowohl des Empirismus als auch des Rationalismus und ist Teil einer synthetischen Konstellation, deren Anfang, nach der bisher herrschenden Meinung, erst mit Kant angesetzt wird. Diese These werde ich fundieren, nachdem ich kurz den Zusammenhang des Systemdenkens mit dem Anfangsproblem (1) dargestellt habe. Dazu rekonstruiere ich Kriterien des Anfangs aus Hegels Darstellung dessen, womit der Anfang der Wissenschaft gemacht werden muss (2). Diese Kriterien bilden den Leitfaden der Analyse des Anfangs des Neuen Organons (3).
ISBN
978-3-11-074728-7
DOI
10.5281/zenodo.7838463
Keywords: Begriff der Geschichte, Nietzsche, Hegel, Riehl, Geschichtsphilosophie, Neukantianismus, Kritizismus
Abstract: This paper has two aims: to reconstruct Riehl’s concept of history and to establish conditions of a reflected concept of history in order to critically assess Riehl’s understanding of history. The result may be somewhat surprising given that scholars have not really looked into how the concept of history played a significant role in Riehl’s work, or how remarkably close Riehl was to Hegel.
ISBN
978-3-8260-6384-8
DOI
10.5281/zenodo.7842481
Keywords: Chaos, Anarchie, Schlegel, Naturzustand, Nichtidentisches, Pöbel, Fremde, Völkerrecht, Internationale Beziehungen, Teil ohne Anteil, Recht, Gewalt, Orestie, Eumeniden, Aischylos
Abstract: Das Abwesende treibt sein Unwesen. Wie lässt sich die Logik des unendlichen Urteils auf das Gebiet der Politik anwenden? Die Frage nach der Abwesenheit des Dritten und nach der Anwesenheit des Abwesenden öffnet den Blick für das, was sich nicht harmonisch einfügen lässt, was nicht Element sein soll, sondern vielmehr eine Grenze oder einen Bruch markiert. So wird eine (un)heimliche Grundlage politischer Theorie sichtbar.
Nach einer Darstellung der Denklogik und Funktionsweise des unendlichen Urteils im Sinne Kants klopfe ich wesentliche Bereiche des Politischen mit Hilfe dieser Denkfunktion ab.
Mit den Eumeniden, dem dritten Teil der Orestie, wird die Entstehung des Rechts im Medium des Mythos thematisch (1). Die Aufmerksamkeit auf das (abwesende) Dritte fokussiert das Moment der Überwindung der Gewalt, die den Anfang des Rechtszustandes bildet, und enthüllt, dass dieser Ursprung - als abwesende, aber dadurch nicht weniger unheimliche Drohung - erhalten bleibt: eine Drohung sowohl nach innen (2 und 4), als auch nach außen (3). Der Ursprung und das Telos des Staates (2) erweist sich mit Rekurs auf Aristoteles, Hobbes, Locke sowie den jungen Schlegel im eigentlichen Sinne als Anarchie. Führte die Untersuchung des Mythos (Eumeniden, Orestie III) zur Gewalt als Ursprung des Rechts, so bleibt als Kern des Staates die Anarchie das aufgehobene Abwesende. Die durch den Staat zu überwindende Anarchie reproduziert sich nicht bloß in seinem Inneren, sondern ebenso im Verhältnis der Staaten zueinander (3), wie ich mit Kants Friedensschrift und durch deren Kritik beim jungen Schlegel darlege – ein Moment, das ebenfalls bereits durch die Analyse der Eumeniden (1) ersichtlich wurde. Doch nicht bloß das internationale Verhältnis der Staaten zueinander ist ungezügelt, das Elend selbst emergiert mit dem Pöbel (4) aus der Konstitution (2) des Staatswesens. Der (menschliche) Ausschuss ist notwendiges Unwesen, das bereits der Unterscheidung von aktivem und passivem Staatsbürger bei Kant eingeschrieben ist, und in Hegels Theorie des (armen wie des reichen) Pöbels auf den Begriff gebracht wird – als wirkliches unendliches Urteil: ein Teil der Menschen, die in einem Staat leben, ist sowohl objektiv als auch subjektiv zugleich kein Teil dieses Gemeinwesens.
Es ist an der Zeit das Politische in den Scharnieren seines Scheiterns zu denken, aus Sicht des seienden Negativen, dass das Wesen des Politischen markiert. Die Frage nach der Abwesenheit des Dritten führt kritische Untersuchungen auf solche Stellen - die zugleich Konstituenzien des Politischen wie deren Versagen - und somit das zu Verändernde - anzeigen.
Das Buchprojekt hat den Autoren "Tandem-Aufsätze" abverlangt. Während einer die Quelle Benjamins, das Material, behandelte, so behandelte der andere Benjamins Umgang damit. Mein Partner war Johannes Neitzke, dessen Aufsatz den Titel 'Walter Benjamins Umgang mit dem Ursprungsbegriff' (a.a.O., S. 70-80) trägt.
ISBN
978-3-86754-322-4
DOI
10.5281/zenodo.7838000
Keywords: Ursprungslogik, Erzeugung, Erkenntniskritische Vorrede, Logik der reinen Erkenntnis, Cohen, Benjamin, Neukantianismus, Umweg als Methode
Abstract: Walter Benjamin hat sich Hermann Cohens Theorie des Ursprungs, die sich einem originellen Weiterdenken der kantischen Theorie des unendlichen Urteils verdankt, angeeignet und dabei wesentlich modifiziert. Er selbst spricht von einer historischen Ergänzung. Gleichwohl bildet Cohens Ursprungslogik, der erkenntniskritischen Vorrede zufolge, ein wichtiges Moment der Verfahrensweise Walter Benjamins im Trauerspielbuch und seines geschichtsphilosophischen Denkens überhaupt.
Den Ursprung über den Umweg des Nichts zu erzeugen, dazu dienen die Extreme. Im Fall des Trauerspielbuchs ist, so die hier vertretene These, der Ursprungsbegriff keineswegs zufällig des Titels erstes Wort, sondern die Konsequenz aus der Tatsache, dass das Denken des Ursprungs das Trauerspiel in das Reich der Ideen überführt. Bis zu Benjamins Darstellung des deutschen Trauerspiels galten die unter diese Gattung fallenden Werke und die in der Idee stehenden Phänomene, also auch die gelungensten deutschen Trauerspiele, als misslungene Tragödien, weil sie den Kriterien der abstrakten Klassifikation nicht genügten.
Die Rekonstruktion der Ursprungslogik Cohens und deren Funktionsweise in Cohens Logik der reinen Erkenntnis wird allerdings auch erweisen, dass diese Denkfunktion bereits bei Cohen eine geschichtliche Dimension aufweist. Somit ist Benjamins Urteil, Cohens Ursprungslogik sei "rein logisch" und historisch zu erweitern, ungenau, insofern Cohens Ursprungslogik bereits eine historische Dimension aufweist - obschon eine andere, als Benjamin ihr einschreibt. Durch die Rekonstruktion der Ursprungslogik Cohens kann plausibilisiert werden, dass Benjamin über tiefere Kenntnisse der Erkenntnistheorie Cohens verfügte, als gemeinhin angenommen wird, aber auch, dass die erkenntniskritische Vorrede kein Witz ist.
ISSN
2386-7655
DOI
10.5281/zenodo.10718923
Keywords: Prejudices, enlightenment, discourse analysis, communication, public sphere, maxims of the common human understanding, mechanical use of reason
Abstract: I propose a method of assessing the degree of enlightenment of a society based on (specific characteristics of) its discourses. My hypothesis is that the more objectivity prevails in a society’s spheres of discourse, the more enlightened it is; the more subjectivity dominates, the more unenlightened. This relationship can be made evident through the reconstruction of Kant’s Theory of Prejudice by taking into account the handwritten notes and fragments and the lectures on logic. First, I will discuss some key aspects of Kant’s concept of prejudice. Secondly, I will address the epistemological function of the public sphere in order to show what conditions it must satisfy to fulfil its function. Thirdly, I will argue that not only Selbstdenken but also participatory reason (teilnehmende Vernunft), and therefore the public sphere itself, are both fundamental elements of enlightenment in that they function as counter-maxims against prejudice.
ISBN
978-3-86674-624-4
DOI
10.5281/zenodo.7843638
Keywords: Geisteswissenschaften, Transzendentales Ideal, Kritische Theorie, Wahrheit, Relativismus, Positivismus, Dilthey, Bulthaup
Abstract: Diese kritische Auseinandersetzung mit der Grundlegung der (Rede von der) Geisteswissenschaft durch Wilhelm Dilthey basiert auf einer Vorlesung, die Peter Bulthaup im Sommersemester 1998 an der Universität Hannover gehalten hat. Diese Kritik trifft alle diejenigen Positionen, die sich in der Nachfolge Diltheys als Geisteswissenschaft begreifen - sie ist nicht historisch, sondern systematisch.
Auf Grundlage der von mir transkribierten Vorlesungsmanuskripte Bulthaups rekonstruiere ich die Leitlinien dieser immanenten Kritik. Immanent bedeutet, dass sie bei den Voraussetzungen ansetzt, die das Kritisierte selbst beansprucht. Der Aufsatz ist ein konkretes Beispiel, wie sich immanente Kritik durchführen lässt. Dabei wird zunächst herausgearbeitet, vor welche Schwierigkeiten sich immanente Kritik per se gestellt sieht (2). Die durchgeführte Kritik geht die Kerngedanken, die die Rede (Diltheys) von der Geisteswissenschaft ausmacht, durch, z.B. "geistige Tatsachen", "Verstehen", usw., stellt eklatante Widersprüche fest und endet in dem Urteil, dass die zur Geisteswissenschaft verkommene Philosophie a priori apologetisch ist, indem sie einer unschmeichelhaften Funktion folgt: kritische Impulse zu neutralisieren. Auf eine lustige bis frappierende Weise wird mit der Geisteswissenschaft zugleich im wahrsten Sinne des Wortes das geistige Elend unserer Tage bloßgestellt.
Der Artikel ist auf Russisch und auf Deutsch erschienen.
ISSN
0207-6918
Keywords: Alois Riehl, Kant, Neukantianism, Kulturkampf, Neurath-Haller thesis, postulates of pure practical reason, moral proof of God, immortality of soul
Abstract: The aim is to examine Alois Riehl’s contribution to the “culture war” (Kulturkampf) in the second half of the nineteenth century. We show that he used Kant’s autonomy principle to argue against the idea that religious dogmatism is a fundament of morality. We prove this thesis by focusing on the forgotten historical background, which is important for an understanding of Morals und Dogma. Originally this essay was an expert opinion for the court case of the socialist H. Tauschinski who was accused of blasphemy. Tauschinski wrote an article in which he doubted the immortality of the soul and the existence of a personal God. These two dogmas of the Catholic Church were considered bу the Austrian authorities to be the foundations of public order. Riehl questioned not only the charge but also the validity of religious dogmas for morality. Based on Kant’s ethics, he argued for a moral indifferentism of religious dogmas. His career was significantly influenced by this essay, because of its anti-clerical content. During the culture war, Riehl repeatedly had problems with the authorities, especially in the Austro-Hungarian monarchy. The “Neurath-Haller Thesis” argues that in Austria the appointment of professorships was controlled and monitored by the state, with the goal of installing a philosophy which was beneficial to the interests of the state, and a strong anti-Kantianism in Austrian Philosophy as a consequence. We can agree with this thesis insofar as Riehl in the period of the “Catholic Renaissance” in Austria was not allowed to succeed Ernst Mach. The analysis of Riehl’s arguments allows us furthermore to understand Riehl as a neo-Kantian as early as 1871/1872, which has been questioned by many authors who think the early Riehl was no Kantian.
ISBN
978-3-11046-754-3
DOI
10.5281/zenodo.7837511
Keywords: Einzelne Urteile, Individuum, Allheit, Durchgängige Bestimmung, Urteilstafel
Abstract: Die dritten Momente der Urteilstafel haben es in sich: sie sind die eigentümlichen Denkmomente einer Transzendentalen Logik. Das zeigt sich deutlich bei dem einzelnen Urteil, dem dritten Moment des Titels Quantität. Kant zufolge ist das spezifische Merkmal einzelner Urteile, dass diese „gar keinen Umfang haben“ (KrV, B 96). Dieses Merkmal einzelner Urteile verlangt die strenge Unterscheidung zwischen Umfang und Inhalt. Aus diesem Merkmal folgt, dass die dieser Urteilsfunktion entsprechende Kategorie die Allheit sein muss, denn das Subjekt einzelner Urteile ist als durchgängig bestimmtes zu denken – und genau deshalb kann es auch kein Begriff sein (der immer allgemein ist, d. h. Umfang hat) und muss Etwas sein. Mit den einzelnen Urteilen hat Kant somit eine absolut inhaltliche Kategorie in die Urteilstafel aufgenommen, die stellvertretend für das konkrete Einzelne auf der Seite des Denkens ist. Durch diese Einsicht lässt sich die Kritik von Frede/Krüger (1970:28-49) zurückweisen, die meinen, Kant sei bei der Metaphysischen Deduktion des einzelnen Urteils ein Fehler unterlaufen, da diesem die Einheit und nicht die Allheit korrespondiere. Im Gegenteil: dieser Vorwurf zeigt das mangelnde Verständnis für den Unterschied von Form und Inhalt eines Urteils bei Kant und darüber hinaus die fehlende Einsicht in die Differenz von formaler und transzendentaler Logik. Meine Interpretation wird gestützt durch eine historisch-systematische Analyse einschlägiger logischer Positionen vor Kant: Leibniz, Wolff, Meier, Reimarus und Lambert. Durch signifikante Parallelen wird ersichtlich, dass die Theorie des Individuums von Lambert als Quelle des Einzelnen Urteils bei Kant zu gelten hat. Somit ist auch erwiesen, dass die Behauptung, bei Lambert gäbe es keine Theorie einzelner Urteile, falsch ist.
ISBN
978-3-1107-0070-1
DOI
10.14279/depositonce-16530
Keywords: richterliche Funktion im Denken, kopernikanische Wende, unendliches Urteil, Anwaltsposition, Revolution
Abstract: Die hier vertretene These lautet, dass sowohl bei der Revolution des Kopernikus selbst als auch bei Kants eigener Revolution eine richterliche Funktion am Werk ist, die sich vermittels der Denklogik des unendlichen Urteils begreiflich machen lässt. Um dies zu zeigen, werde ich (1.) die Spekulation des Kopernikus darstellen, (2.) die Präsenz des unendlichen Urteils in der Wende des Kopernikus aufzeigen und (3.) die versteckte richterliche Entscheidung als Voraussetzung der Anwaltsposition, die Kant in seiner Wende des Standpunkts der Metaphysik einnimmt, ans Licht bringen. Diese Arbeit wird dabei helfen, den dritten Standpunkt des Denkens besser zu begreifen. Für ein adäquates Nachvollziehen der Transzendentalphilosophie Kants wie auch der (transzendentalen) Dialektik ist eine Kenntnis des Denkens eines Dritten unabdingbar. Das Dritte meint eine Position, die sich nicht zwischen zwei sich (scheinbar) ausschließenden, oder zumindest oppositionellen, Alternativen befindet, sondern eine Position, die über diesen sich widerstreitenden Positionen verortet ist. Dies ist eine Position, die mit der eines Richters vergleichbar ist, der ebenso nicht als Dritter zwischen zwei streitenden Parteien mediiert, sondern eine höhere Position inne hat, von der aus er als unparteiische und zugleich als entscheidende Instanz agiert, und der insofern die Vernunft (als sowohl von der Anschauung als auch von dem Verstand unterschiedenes Erkenntnisvermögen) repräsentiert.
ISSN
0073-1579
DOI
10.14279/depositonce-16531
Keywords: immanente Deduktion, transzendentale Deduktion, unendliches Urteil, Hegel, Kant, Dialektik, Antinomien
Abstract: Bereits der Hegel-Kongress 1981 griff unter dem Titel „Kant oder Hegel?“ das Verhältnis beider Philosophen auf und suggerierte dabei eine disjunktive Auffassung zwischen beiden Philosophien. Entsprechend eröffnete Henrich damals mit einer ausschließenden Trennung, die bereits das "oder" im Titel anzeigte. Die von Henrich proklamierte „Alternative von Deduktion und Dialektik“, die sich als Programme „philosophischer Begründung […] unterscheiden“ würden, versperrte sich mit dem dahinter liegenden logischen ‚Entweder-Oder‘ der Vermittlung. In diesem Aufsatz werde ich die Deduktion hingegen anhand des Unterschieds von transzendentaler Deduktion (Kant) und immanenter Deduktion (Hegel) derart diskutieren, dass sich dabei vermittels des Denkmoments des unendlichen Urteils ein Drittes, ein logisches Moment der Vermittlung, zwischen den sich scheinbar ausschließenden Alternativen auftut.
DOI
10.5281/zenodo.7837912
Keywords: disjunktive Urteile, Einteilungen, Entweder-Oder, Durchgängige Bestimmung, Systematizität, tertium non datur, Trichotomie, Polytomie, Dichotomie
Abstract: In meiner Masterarbeit erforsche ich die Bedeutung der disjunktiven Urteile, die ich als Urteilsfunktion der transzendentalen Logik Kants auffasse. Im Zentrum der Untersuchung steht also die logische Entweder-Oder-Funktion. Das erstaunliche Resultat dieser Forschung: Disjunktive Urteile haben eine systembildende Funktion und sind für systematisches, wissenschaftliches Denken und Arbeiten unerlässlich. Einteilungen erweisen sich als ein zentrales methodisches Moment der Transzendentalphilosophie. Beides sind Ordnungsfunktionen der Vernunft (, also nicht des Verstandes). Als logisches Prinzip disjunktiver Urteil wird der Grundsatz der Bestimmbarkeit (exclusi medii inter duo contradictoria bzw. das tertium non datur) ausgemacht, während das transzendentallogische Prinzip das der durchgängigen Bestimmung ist und disjunktive Urteile dem logischen Gesetz der Kontinuität unterstehen. Außerdem sind für das disjunktive Urteil die Regeln der Vollständigkeit und die Oppositionsregeln relevant.
Bei der Rekonstruktion des Logik-Denkens Kants gehe ich historisch-systematisch und entwicklungsgeschichtlich vor. Dafür untersuche ich die Denkfunktion des disjunktiven Urteils sowie der Einteilung in zahlreichen Logiken der Deutschen Aufklärung. Berücksichtigt werden die Logik von Port Royal, diejenige Leibnizens, die Logik Wolffs sowie die von Crusius, von Meier, von Maimon und von Reimarus. Die Funktion des disjunktiven Urteils und der Einteilung in der Logik Johann Heinrich Lamberts wird ausführlich rekonstruiert, wobei erwiesen wird, dass Lambert zurecht als „Graue Eminenz der kantischen Logik“ (Reinhard Brandt) gelten kann.
Entwicklungsgeschichtlich wird Kants Verständnis von Einteilungen und disjunktiven Urteilen an zwei Momenten seiner Denkentwicklung rekonstruiert. Zum einen nach dem Abfassen der Inauguraldissertation, also zwischen 1770-72 und unmittelbar vor und nach dem Abfassen der Kritik der reinen Vernunft, also ab 1780. In beiden Fällen werden in der Hauptsache die Nachschriften zu Kants Logikvorlesungen analysiert sowie mit anderen Quellen, insbesondere aus dem handschriftlichen Nachlass, abgeglichen.
Ein kurzer Text zum unendlichen Urteil als synthetische Funktion a priori 2018
Über mich
Forschung
Mein Interesse in der Forschung gilt, allgemein gesprochen, dem Vergessenen oder Übersehenen. Ich interessiere mich für Autor:innen der deutschen Aufklärung, deren Werk heute kaum noch bekannt ist und deren Rezeption höchst selten stattfindet. Dazu gehört eines meiner Hauptanliegen: die Wiederentdeckung Johann Heinrich Lamberts, der zwar einer der bedeutendsten Denker des 18. Jahrhunderts war und dem wir viele wissenschaftliche Entdeckungen und relevante Fortschritte in der Philosophie verdanken, dem aber bisweilen kein Ort in unserem kollektiven Gedächtnis zukommt. Zu meinem Interesse am Vergessenen gehört aber nicht nur die Erinnerung, Aktualisierung und Wiederaufarbeitung der Werke wichtiger Autor:innen, sondern auch die Rehabilitierung von Perspektiven des Denkens. So setze ich mich für die Erforschung, Systematisierung und Operationalisierung der logischen Funktion des unendlichen Urteils ein, die unbemerkt in den interessantesten philosophischen und gesellschaftswissenschaftlichen Debatten unserer Zeit herumgeistert.
Ein Hauptschwerpunkt meiner Arbeit ist also die Frage nach der Theorie des unendlichen Urteils bzw. der positiven Funktion der Negativität. Ich gehe davon aus, dass die Explosion des Denkens, wie sie mit Kant bis zur Philosophie Hegels (also in der Klassischen Deutschen Philosophie) stattgefunden hat, ein logisches Fundament, ein Fundament in der Grundlage logischen Denkens enthält: Kants Entdeckung einer dritten Funktion der Qualität (neben Bejahung und Verneinung), des unendlichen Urteils, einer positiven Funktion des Negativen. Diesen Denkgehalt für unsere Zeit wiederzugewinnen ist ein Anliegen meiner wissenschaftlichen Arbeit. Zugleich ist dieser Denkgehalt natürlich in vielen philosophischen Theoremen und Debatten präsent - allerdings sind sich meist weder Leser:innen noch Autor:innen der Präsenz dieser logischen Struktur bewusst. Das unendliche Urteil ist eingeschrieben in unzählige aktuelle Diskurse der Philosophie, in Kontexte, in denen es um Anderssein geht, um Eingeschlossenes, das ausgeschlossen ist, den Teil ohne Anteil bzw. das Nichtidentische.
Spezialisierungsgebiete
Erkenntnistheorie, Sozialepistemologie, Geschichte der Philosophie und Philosophiegeschichte, Geschichte der Logik und Logiksysteme zur Zeit der Aufklärung, Geschichte und Theorie des unendlichen Urteils sowie mehrwertige Logik, Technikphilosophie, Ästhetische Theorie, HipHop Studies und Kritische Popkultur, Politische Philosophie, insbesondere die Theorie der Öffentlichkeit.
Ich fühle mich im Wesentlichen der Kantforschung zugehörig und verstehe mich außerdem als Erforscher der Philosophie Johann Heinrich Lamberts. Weiterhin habe ich vertiefte Kenntnisse in folgenden philosophischen Feldern und bzgl. folgender Autoren:
Antike Philosophie mit einem Schwerpunkt auf dem Werk Platons.
Philosophie der Neuzeit und der deutschen Aufklärung: Neben Lambert und Kant beschäftige ich mich in diesem Bereich mit dem Denken von Christian Thomasius, Christian Wolff, Hermann Samuel Reimarus, Christian August Crusius, Johann Georg Heinrich Feder, Georg Friedrich Meier, Joachim Georg Darjes und Johannes Nikolaus Tetens.
Klassische Deutsche Philosophie mit Fokus auf Immanuel Kant, Karl Wilhelm Friedrich Schlegel, Salomon Maimon und Georg Wilhelm Friedrich Hegel.
Neukantianismus mit Schwerpunkten auf der Philosophie von Alois Riehl, Paul Natorp und Hermann Cohen.
Kritische Theorie mit Schwerpunkten auf den Werken von Karl Marx, Walter Benjamin, Siegfried Kracauer, Max Horkheimer, Theodor Wiesengrund Adorno sowie Peter Bulthaup und Andreas Arndt.
Neuere Philosophie insbesondere das Werk Gerhard Gamms und Gotthard Günthers aufgrund meines Interesses an mehrwertigen bzw. post-binären Logiksystemen.
Lebenslauf
CV
Projekte
#RapTalks
Rapper:innen, Wissenschaftler:innen und Hörer:innen im Gespräch über die paradoxalen Aspekte der Rapmusik.
Open Windmill Project
Wahrscheinlich die beste Kleinwindkraftanlage der Welt- zum selbstbauen! Modular: Zur Stromerzeugung und zum Wassertransport
Das Video beschreibt anschaulich die von uns entwickelte Windkraftanlage
Hier finden sich weitere Videos zu der Windkraftanlage, die wir von der Theorie über die Praxis bis zu einer Bauanleitung hin entwickelt haben:
Der Verein Green-Desert e.V. hat mit diversen Partnern dieses geniale OPEN-WIND-Konzept entwickelt. Seinerzeit war ich Vorstandsmitglied von Green-Desert e.V. und habe das Projekt federführend begleitet. Die KUKATE Windrad-Bauunterlagen sind für den Selbstbau bestimmt. Materiallisten, Werkzeuglisten und Technische Zeichnungen entsprechen internationalen Standards. Zusammen mit den bebilderten Bauanleitungen führen sie zuverlässig zum Ziel. Die KUKATE Windradbauunterlagen lassen Raum für Improvisationen und Modifikationen.
Die open source Baupläne gibt es hier zum Download:
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